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Werkschau

Alexander Weinmann – Liz Marder-Etspüler – Evelyn Krämer

Liebe Freunde und Freundinnen der Kunst. Lieber Alexander, liebe Liz, liebe Evelyn,

Liebe Anwesende dieser schönen Eröffnung dieser neuen erfrischenden Ausstellung im Neuwerk. Ich habe die Freude und Vergnügen, Sie mit ein paar Worten zu dieser Werkschau von Alexander Weinmann, Liz Marder-Etspüler und Evelyn Krämer hinzuführen. Gleich zu Beginn die erste Frage, die sich viele stellen – wie kam es überhaupt zu der Kombination dieser Drei in einer gemeinsamen Ausstellung? Wie vieles kompliziert Erscheinende im Leben ist die Antwort ganz einfach: Alles 3 sind im IBC – dem Internationalen Bodenseeclub – und haben an der Winterausstellung im Faulen Pelz in Überlingen teilgenommen. Zufällig – oder auch nicht, weil es gut zusammenpasste - stand ein Werk, eine Skulptur von Alexander Weinmann vor dem ausgestellten Diptychon von Evelyn Krämer. Diese fand sein Werk und dazu besonders die Kombination zwischen Ihrer und seiner Arbeit sehr spannend. Spontan begeistert kam bei ihr der Gedanke auf: Diese Kombination – und dazu die Arbeiten von ihrer Malerfreundin Liz Marder-Etspüler - würde eine tolle Ausstellung ergeben. Gleich spontan begeistert wurde Alexander Weinmann angesprochen, der sich ebenso spontan von den beiden Frauen begeistern ließ – und heute, 6 Monate später sind wir bei dieser Ausstellungseröffnung im Neuwerk. Die Ausstellung trägt ganz bewusst keinen Titel, sondern betrachtet sich als eine aktuelle Werkschau, ein Einblick in die aktuellen Arbeiten dieser drei Kunstschaffenden.Da sind wir auch gleich bei dem, was die drei verbindet, die doch, wie man in der Werkschau sehen kann, auf so verschiedene Weise künstlerisch arbeiten. Was sie verbindet, ist die Spontaneität, die Offenheit, sich auf Situationen einzulassen, sie zu erfassen, sinnhaft zu deuten, dabei natürlich auch der Blick für Formen und Farben, für Gestaltung und handwerklich saubere Arbeit. Am offensichtlichsten, weil handgreiflich ist diese Haltung und Herangehensweise bei Alexander Weinmann zu beobachten, der ja mittlerweile auf ein Lebenswerk zurückblicken könnte, aber eben nicht zurück blickt, sondern immer weiter auf der Suche ist: Auf der Suche nach Material – und wer sein Atelier besucht hat, sieht, dass ihn vieles findet: altes Holz, Balken aus alten Häusern aber auch natürlich interessant geformte Baumteile, Baumstubben, aus dem sich sicher mal was machen lässt, denkt er und sammelt es in seinem Lager. Dazu alte Eisen- und Metallteile, alte Geräte mit Geschichte, vorwiegend längst verrostet, von der Zeit gezeichnet, interessant verformt, der frühere Gebrauch noch gerade erkennbar, Fundstücke aus der Landwirtschaft und aus der Industrie – Alexander kann dazu jeweils die spannende Hintergrundgeschichte des Gegenstandes und der Fundsituation erzählen. Dadurch, dass er die Gegenstände nicht nur als interessante Form für seine Kunst sieht, sondern sie in ihrem historischen, ökonomischen und menschlichem Zusammenhang sucht, erkennt und anerkennt, ist es gleichsam auch eine Rettung, die für ihn als Künstler immer mehr in den Vordergrund rückte, je erfahrener und älter er wurde: Die Kombinatorik von alten Hölzern und metallischen Gegenständen – z.B. bei seinen Wächtern - hat also für ihn nicht nur - aber natürlich auch – eine ästhetische Dimension – sondern die Gegenstände selbst werden auf die Stelen erhoben, bewusst gezeigt, dem Vergessen entrissen, wirken zugleich mystisch, weil der Hintergrund, die Herkunft, nicht für jeden deutbar ist. Dadurch erhalten viele seiner Werke das Abgeschlossene, das Archaische, das auch als typisch und erkennbar für die Werke von Alexander Weinmann gilt. Ich sehe darin eher den immer wieder neuen Versuch, etwas eigentlich schon nicht mehr Existierendes aus dem Nichts hervorzuholen– in diesem Sinne zu erretten - und damit für das Heute, den heutigen Betrachter – vielleicht als Mahnung und Verweis auf die Vergänglichkeit in der Zeit- wieder sichtbar zu machen. Ich sehe darin etwas ungeheuer Lebensbejahendes, das aus dieser Rettungsaktion Kraft für die Zukunft spendet. Nicht zu vergessen ist noch ein anderer Aspekt von Alexander Weinmanns Werk: seine Holzskulpturen auf der Basis von natürlich geformten Baumholz, das ihn auch erst einmal finden muss. Er hat mittlerweile den Blick dafür. Die natürlich vorgegebenen – von ihm schon als besonders erkannten - Formen werden von ihm intuitiv aufgenommen, dann kreativ umgearbeitet und mit höchster handwerklicher Kunst erarbeitet, erst die Kettensäge, dann das Messer und dann Schleifen, stundenlange liebevolle Handarbeit. Faszinierende Formen und eine die Hand schmeichelnde Oberfläche sind das Ergebnis dieser wunderbaren Arbeiten. Es ist ein Erlebnis, sie zu berühren und den Formen mit der Hand und mit den Augen gleichzeitig nachzugehen. Tun Sie das bitte einmal und Sie werden meine Aussage bestätigen.Wer sich von Alexander Weinmann seine Werke, sein Lager und sein Atelier zeigen lässt – wie ich es in der Vorbereitung dieser Rede das Vergnügen hatte – wird nicht nur erfasst von dem tiefsinnigen Hintergrund und dem Formverständnis seiner künstlerischen Arbeit, sondern auch von seiner lebendigen Spontaneität und Lebensfreude, die ja schließlich auch zu dieser Ausstellung geführt hat. Die entscheidende Rolle bei Liz Marder-Etspüler spielen die Elemente freie Assoziation, Erinnerung, Faible für Farben und Formen, gepaart mit einer genauen handwerklichen Arbeit, welche erst auf den zweiten Blick richtig erkennbar ist. Die beherrschenden Themen bei Liz sind Naturlandschaften, aber auch assoziative Stadtlandschaften, die stärker als die Naturlandschaften bis ins Abstrakte weisen. Ihre kreative Arbeit beginnt mit dem Auftrag von Farben und mit der Bearbeitung der Flächen einer Leinwand. Die Leinwand wird bis zu einem gewissen Zustand und kann dann erst einmal zur Seite gestellt werden, ohne dass sich schon ein inneres Bild ergibt, an dem weitergearbeitet werden kann. In ihrem Atelier kann man eine Reihe von solch unvollendeten Leinwänden finden, die eines Tages von ihr entdeckt, besser ausgedrückt „aufgeweckt“ werden. Auf dem Hintergrund der plötzlich sich abbildenden Bildidee, meist auf der Basis einer Bilderinnerung an Landschaften, die sie auf den vielen Reisen gesehen hat, entwickelt sich die zweite Phase des malerischen Gestaltens. Die persönlichen grundlegenden Eindrücke formieren sich im Laufe des Malvorgangs zu einer Landschaftsvision. Durch das malerische Experimentieren erscheint etwas, eine bestimmte Landschaftsvorstellung, die wie gesagt oft aus dem eigenen Erleben herkommt. Dieses innere Bild wird durch zahlreiche Übermalungen und Schichtungen der Farben zu einem äußeren Bild gefestigt. Dabei kommen die unterschiedlichsten Techniken zum Einsatz: Malen, Spritzen, Sprühen, Kratzen und Fließenlassen – und das in ganz vielen Schichtungen, die immer etwas durchscheinend verbleiben, dabei durch Licht- und Schattenwirkungen die Vorstellung von Pflanzen und Strukturen erzeugen, aber vor allem von Horizonten, von Einblicken in angedeutete Landschaften. Liz Marder-Etspülers Bilder sind dabei im Prinzip abstrakt, evozieren beim Betrachter aber tatsächlich die im Titel angedeutete Landschaft. Natürlich sind es keine naturgetreuen Darstellungen. Aber wo ist denn die Natur, wenn das Bild im Prinzip abstrakt ist? Liz gelingt es, das Wesentliche einer Landschaft zu verdeutlichen, die Natur in ihrer unberührten Form. So vermittelt z.B. ihr Bild „Laguna Celestún“ dem Betrachter das Gefühl von der Weite, der Unendlichkeit, eben dem Wesen und der Stimmung dieser Landschaft. Sofort erkennbar, besser durch den Betrachter assoziierbar eine Sumpflandschaft, Birkenwälder, Hügel im Hintergrund. Dies alles, ohne dass Liz diese Landschaft naturnah abbilden wollte, denn genau besehen sind es Abstraktionen. Das ist das Faszinierende ihrer Arbeiten, weil sie dem Betrachter die Möglichkeit bieten, sich in diese Landschaften hineinzuprojizieren und damit sich eigene Bilder zu erschaffen. Die Bilder von Liz haben konsequenterweise keinen Rahmen, damit der Blick des Betrachters über das Bild hinaus in die Ferne gleiten kann und nicht begrenzt wird. Dabei handelt es sich grundsätzlich um imaginierte Landschaften, in denen der Mensch nicht vorkommt, keinen Fußabdruck hinterlassen hat – „Niemandsland“ eben - so nennt sie konsequenterweise eine Serie, offen für den Betrachtenden, der sich in diese evozierte Landschaft hineinversetzen und diese mit seinen eigenen Blicken mitgestalten kann. Dazu gibt es seit kurzem auch eine Serie mit imaginierten urbanen Landschaften, aus der in dieser Ausstellung auch Beispiele gezeigt werden. Hintergrund sind Assoziationen zu urbanen Erfahrungen aus Reisen nach Indien, Marokko, La Paz, Italien, wo man eine Urbanität erfahren kann, die sich in die Landschaft einpasst. Auf den ersten Blick erscheinen die Bilder aus der Vogelperspektive gemalt, aber auch hier geht es nicht um eine abbildende Darstellung, sondern um eine Formsprache des menschlichen Zusammenlebens angepasst an eine Landschaft. Im Vergleich zu ihren Landschaftsbildern wirken ihre an Urbanität erinnernden Bilder abstrakter, was aber auch an der Blickrichtung liegt. Durch die Form- und Farbgestaltung, Schatten, Licht und den Blick von oben in die Stadtlandschaft geht es ihr dabei eher um durch die spezielle Urbanität – Erinnerung an Italien, Marokko, Südamerika - zu erzeugenden Stimmungen und Assoziationen, die sie dem Betrachter vermitteln will. Die Dritte im Bunde dieser Ausstellung ist Evelyn Krämer, meine geliebte Frau.Sie hat ein stark ausgeprägtes Gefühl für Farben und Formen, manchmal geradezu existenziell. Sie ist spontan, und immer offen für das, was kommt oder kommen könnte. Diese Haltung prägt das Vorgehen in ihrer Malerei, bildet ihren sehr persönlichen Ansatz. Sie werden feststellen, dass sich ihre Bilder sehr unterscheiden. Sie hat weder eine sich typische Maltechnik noch ein überspannendes Thema. Damit scheint ihr der bei vielen Künstlern wichtige Wiedererkennungswert zu fehlen. Ich sehe das eher als ein spannendes Element, das auch ihrem Charakter entspricht, immer offen zu sein für das, was kommt. Es findet mich, wie sie immer sagt. Mit jeder Leinwand begibt sie sich neu auf den Weg, mit jedem Bild arbeitet sie neu auf eine Bildidee hin. Hintergrund für diesen singulären Ansatz in ihren Bildern sind Erlebnisse und Erfahrungen – unter anderem auch aus ihren Auslandsaufenthalten in Spanien und Südamerika und in Indonesien, aber natürlich auch die politischen Auseinandersetzungen, die gesellschaftlichen Krisen und Probleme, von denen wir täglich umgeben sind, die wir in den Nachrichten miterleben, speziell die, die Frauen in unserer Gesellschaft erleben. Das alles bildet den Hintergrund, auf dem Gedankensplitter, Gefühle, Assoziationen im Zuge des Malprozesses jeweils ihre Bildwelten beeinflussen und künstlerisch umgesetzt werden. Der Begriff „situative Abstraktion“ würde für ihr Vorgehen passen, wenn es ihn gäbe.Denn Evelyn geht von Farbkombinationen und Flächenbearbeitung aus. So entstehen zunächst mit unterschiedlichen Materialien und Schichtungen abstrakt wirkende Formationen. Sie sucht in dieser Arbeitsphase das freie Spiel der malerischen Mittel. Sie experimentiert dabei zunächst spontan mit Farben und Techniken, alles kann benutzt werden, neben Acrylfarben benutzt sie mehr und mehr Eitempera mit Pigmenten, dazu Kreide, Kohle, Asche, Wachs, Steinmehl, auch Naturmaterialiensind als Färbungsmittel möglich. Kratzen, Schüttungen, selbst Regen und Sonne werden eingesetzt. Durch diese Mittel der spontanen aufgetragenen Schichtungen entsteht in ihren Bildern eine sinnlich erfahrbare Tiefe verbunden mit einer sensiblen Leichtigkeit. Ab einem bestimmten Punkt des Malprozesses verdichtet sich das Bild bei Evelyn Krämer zu einer imaginierten Situation oder einem Grundgefühl, was dann für sie der Ausgangspunkt zur bewussten künstlerisch gestaltenden Weiterarbeit ist. Der Titel, als Ausdruck dieser Imagination, ergibt sich in der letzten Phase des Malprozesses und rundet diesen damit zu dem fertigen Bild ab. Bei diesen in einen assoziativen Rahmen gestellten individuellen Bilderfahrungen ist für mich das Faszinierende die immer zu erkennende Spannung, das Uneindeutige, ja das Fragile in der Bildwirkung. Der Blick des Betrachters und der Betrachterin kann selten stehen bleiben, immer gibt es einen weiten Interpretationsspielraum, der zum wiederholten Schauen einlädt.Die Titel der Bilder sind so gewählt, dass sie dem Betrachtenden seine Assoziationen, seine eigenen Bilder lassen, sie nicht zu stark führen. „Frauen leben“ – „Hinaus“ - „Dazwischen“ – „Divers“. Die Bildaussage ist durch den Titel zwar assoziativ angeregt, aber immer auch offen zur Ausgestaltung des inneren Bildes durch den Betrachter bzw. die Betrachterin selbst. Die Titel sind die Eingangstore zu einer Bildwelt, die sich der Betrachtende mit seinen eigenen Assoziationen selbst ausgestalten kann. Dazu passend eine schöne Aussage von Cezanne, die ich sehr mag: „Der Inhalt unserer Kunst liegt in dem, was unsere Augen denken.“ Diese Aussage trifft übrigens meines Erachtens auf alle drei Ausstellenden zu, sowohl auf den Bildhauer Alexander Weinmann als auch auf die beiden Malerinnen Liz Marder-Etspüler und Evelyn Krämer. Und damit bin ich auch am Schluss meiner Laudatio angelangt. Ja, es stimmt. Das ist diese Ausstellung: die Werkschau eines faszinierenden Bildhauers und von zwei tollen Malerinnen. Schauen Sie hin, machen Sie sich Ihre eigenen Bildwelten. Ich wünsche Ihnen dabei viel Freude. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

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